EXPANDING THE NOTION OF DANCE

AM THEATER FREIBURG

Was ist Tanz? Oder besser: Was kann Tanz alles sein? Die Tanzsparte am Theater Freiburg zeigt, was die Kunstform Tanz weltweit an neuen Formen hervorbringt, was Tanz alles sein und werden kann. So bringt die künstlerische Leiterin und Kuratorin der Tanzsparte Dr. Adriana Almeida Pees auch in der Spielzeit 2018/19 eine große Bandbreite herausragender, internationaler Choreografien nach Freiburg – von weltbekannten Ensembles bis hin zu experimentelleren Formen, in denen sich zeitgenössischer Tanz mit anderen künstlerischen Disziplinen zu verbinden sucht. War das Tanzprogramm in der vergangenen Spielzeit vor allem in Hinblick auf die Mannigfaltigkeit und Spezifität zeitgenössischer Körperlichkeiten und Ästhetiken im Tanz kuratiert, wird diese Stoßrichtung nun um hybride Arbeiten erweitert, in denen Tanz und Choreografie mit Performance, Technologie, Bildender Kunst und live gespielter Musik fusioniert. Weiterhin steht der Körper als Darstellungsmedium, seine facettenreiche Ausdrucksmöglichkeit und seine Wandlungsfähigkeit im Zentrum der am Theater Freiburg gastierenden Choreografien – im Dialog mit verschiedensten künstlerischen Disziplinen, durch deren Zusammenwirken neue Ästhetiken entstehen.

Ausschlaggebend für das Tanzprogramm ist vor allem aber der direkte Dialog zwischen unserem Publikum, dem Haus und den Künstler_innen. Alle Tanzgastspiele werden von sogenannten EMBODIED INTRODUCTIONS begleitet, in denen die kurze inhaltliche Einführung zum Stück von einem Warm-up durch die Choreograf_innen selbst erweitert wird. So erfahren wir mit und durch unseren eigenen Körper mehr über die Methoden und Arbeitsweisen der eingeladenen Künstler_innen – ein kinästhetisches Erlebnis, das auf den Abend als Tanzabend vorbereitet. In den KÜNSTLER_INNENGESPRÄCHEN im Anschluss an die jeweiligen Vorstellungen haben wir die Chance, mit den Choreograf_innen und den Tänzer_innen in Austausch zu treten und Fragen und Eindrücke unmittelbar mit den Ensembles zu teilen.

Professionelle Tanzschaffende aus der Stadt und dem Umland genauso wie tanzbegeisterte Laien können sich während zahlreicher Workshops in neuen Bewegungen ausprobieren. Während sich die beiden MASTERCLASSES von Ann Van den Broek und Jefta van Dinther an Profis richten, sind die sogenannten KÖRPER LABS für alle Interessierten offen. Das diese Saison neu entwickelte Format TIME TO SHARE MOVEMENTS findet einmal im Monat, immer freitags, statt und bringt professionelle Tänzer_innen und Laien zusammen, um individuelle Interessen an Bewegungen miteinander zu teilen und neue Möglichkeiten im Tanz gemeinsam zu erkunden. Die BABY MOVES wenden sich an die Jüngsten und ihre Eltern: erlernt wird, wie die Entwicklung eines Babys (von null Monaten bis zu den ersten Schritten) auf sowohl physischer wie emotionaler Ebene durch Bewegung positiv beeinflusst werden kann. Ergänzende Vorträge und ein einmal im Monat stattfindendes TANZKINO bieten die Möglichkeit, sich mit Tanz aus historischer wie zeitgenössischer Perspektive auseinanderzusetzen und die eingeladenen Arbeiten der Gastkünstler_innen zu kontextualisieren.

Das Theater Freiburg ist in dieser Saison Koproduktionspartner von insgesamt neun aktuellen Choreografien. Fünf davon sind in Freiburg zum ersten Mal überhaupt in Deutschland zu sehen und feiern hier ihre Deutschland-Premiere. Der Fokus liegt in dieser Saison auf unserem Nachbarland Frankreich. Durch seine europäische Vorreiterrolle in Bezug auf die Förderung und Unterstützung des Tanzes als professionelles künstlerischen Berufsfeld (beispielweise durch die Entstehung von mittlerweile 19 Centre Chorégraphique Nationaux) prägt der Tanz aus Frankreich die Tanzlandschaft weltweit mit einflussreichen Arbeiten und neuen künstlerischen Ansätzen. Insgesamt sind fünf neue französische Produktionen am Theater Freiburg zu sehen:

Nach der mit stehenden Ovationen gefeierten Spielzeiteröffnung, vom Theater Freiburg koproduzierten und in Deutschland zum ersten Mal gezeigten Arbeit GRAVITY des französisch-albanischen Choreografen Angelin Preljocaj und seinem weltklassigen Ensemble Ballet Preljocaj, nahm LE MOUVEMENT DE L’AIR von Adrien M & Claire B das Große Haus auf eine durch digitale 3D-Videobilder gestaltete Traumreise mit: in virtuelle Landschaften, in denen die drei Tänzerkörper zu fliegen schienen. In seiner jüngsten Kreation ACTA EST FABULA erfindet der französisch-israelische Choreograf Yuval Pick gemeinsam mit seinem fünfköpfigen Ensemble neue zeitgenössische Symbole von Gemeinschaft durch eine Aneignung popkultureller Musik aus den 70er und 80er Jahren, transformiert durch die Körper und Stimmen im jeweils individuellen Ausdruck seiner Tänzer_innen (16.11.2018 / Großes Haus). In Anlehnung an Dantes DIE GÖTTLICHE KOMÖDIE bringt die junge Choreografin Sarah Baltzinger mit FURY rasanten Tanz und Live-Musik auf die Bühne (12.01.2019 / Großes Haus). In À MON PÈRE, UNE DERNIÈRE DANSE ET UN PREMIER BAISER tanzt der französisch-tunesische Choreograf Radhouane El Meddeb ein zartes Solo, eine Hommage an seinen verstorbenen Vater, barfüßig auf einem weißen Gipsboden (22.02.2019 / Kleines Haus). Mit der Koproduktion THE WAVES schließt der Choreograf und Philosoph Noé Soulier unseren FOKUS FRANKREICH für diese Saison ab – seine getanzte Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Gesten in einer hochkomplexen, leichten wie schönen Choreografie (10.05.2019 / Kleines Haus).

Für ihre interdisziplinäre Arbeit zwischen Tanz, Theater, Konzert und Performance ACCUSATIONS schrieben die niederländisch-flämische Choreografin Ann Van den Broek und ihr Performer Gregory Frateur einen von Peter Handkes SELBSTBEZICHTIGUNG inspirierten Text und laden zu einer kritischen Selbstreflexion ein (07.12. und 08.12.2018 / Kleines Haus). Mit BACANTES – PRELÚDIO PARA UMA PURGA begeben wir uns gemeinsam mit der portugiesisch-kapverdischen Choreografin Marlene Monteiro Freitas und ihren Performer_innen in einen dionysisch-apollinischen Rausch aus expressivem Tanz und hoch rhythmisierter Live-Musik (15.03.2019 / Großes Haus). Jefta van Dinther, schwedischer Choreograf und Tänzer, setzt in THE QUIET auf biografische Zeichen seiner Vergangenheit: diejenigen fünf Frauen, die ihn künstlerisch wie persönlich am meisten prägten, wagen eine fragile wie rührende Erzählchoreografie entlang der Spuren ihres eigenen Lebens (05.04. und 06.04.2019 / Großes Haus). Der aus Griechenland stammende, ehemalige Forsythe-Tänzer, Ioannis Mandafounis fragt danach, was es für uns bedeutet zu altern und lässt uns mit der Koproduktion FADED nachfühlen, wie es einem erstklassigen Balletttänzer ergeht, wenn er sich eingestehen muss, dass sein Körper irgendwann einfach nicht mehr das ist, was er einmal war (01.06.2018 / Kleines Haus).

Neben dem umfangreichen Programm aus Gastspielen und verschiedenen Formaten zur Tanzvermittlung ist der Tanz am Theater Freiburg seit 2018 Teil des internationalen Netzwerks RÉSEAU GRAND LUXE. Sieben Institutionen aus fünf benachbarten Ländern haben sich zusammengeschlossen, um Exzellenzen zu fördern. Gemeinsam entwickeln Theater Freiburg, Grand Studio à Bruxelles, CCN – Ballet de Lorraine à Nancy, Ballet de l’Opéra national du Rhin – Centre chorégraphique national de Mulhouse, POLE-SUD – Centre de développement chorégraphique national de Strasbourg, TROIS C-L-Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois und L‘Abri Geneva neue Modelle zur Unterstützung junger wie etablierter Tanzschaffender, indem sie ihre jeweils spezifischen Ressourcen, Räume und Expertisen zur Verfügung stellen. Hinzu kommt das von der Tanzsparte initiierte Residenzprogramm, das ausgewählten Künstler_innen die Möglichkeit bietet, einen Teil ihrer Probenzeit am Theater Freiburg zu verbringen und ihre jüngsten Projekte zu entwickeln.

Weitere Informationen finden Sie unter https://theater.freiburg.de/de_DE/tanz
Für Fragen steht Ihnen das Team der Tanzsparte jederzeit zur Verfügung:

Dr. Adriana Almeida Pees
Künstlerische Leiterin und Kuratorin Tanz
Adriana.aleimdapees@theater.freiburg.de
0049 761 201 2970

Bettina Földesi
Dramaturgin und Produktionsleiterin Tanz
Bettina.foeldesi@theater.freiburg.de
0049 761 201 2972

Karin Gleichert
Assistentin Produktionsleitung und Dramaturgie Tanz
Karin.gleichert@theater.freiburg.de
0049 761 201 2971

Fotonachweise
ACCUSATIONS // Ann Van den Broek / Ward/waRD // Foto: Maarten Van den Abeele
BACANTES – PRELÚDIO PARA UMA PURGA // Marlene Monteiro Freitas // Foto: Filipe Ferreira
FURY // Sarah Baltzinger // Foto: Cyrille Guir